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Trainingstagebuch

Geschrieben von Tina Heidinger | 11.02.22 11:00
Es gibt sie tatsächlich: die Zeiten, in denen es einfach perfekt läuft.
 
Comet bringt körperlich ja so einige Baustellen mit. Unter anderem schleift er, seit ich ihn habe (gekauft habe ich ihn 3-jährig), die Hinterbeine über den Boden. Zeitweise so stark, dass er kaum bergab gehen konnte. So eine richtige Diagnose haben wir trotz Röntgen, Lahmheitsdiagnostik und Chiro nie bekommen. Möglicherweise war es Spat in einem sehr frühen Stadium? Damit habe ich mich jedenfalls abgefunden, bin ihn bergab überhaupt nicht mehr geritten, und habe ihn sonst eher schonend gymnastiziert. Eine wirkliche Erklärung für Comets Probleme hatte ich jedoch nie.
Unlängst habe ich mich noch einmal aufgerafft, und mich auf Ursachenforschung begeben. Aufmarschiert sind unsere Haustierärztin zum Röntgen, der beste Osteo weit und breit, sowie ein Fachtierarzt für Orthopädie. Comet wurde viele Stunden untersucht, und in Bewegung in allen Gangarten unter die Lupe genommen.
 
Am Ende waren sich eigentlich alle einig: Das Pferd hat nichts! Seine größten Probleme sind eine schwach bemuskelte Hinterhand, sowie Hypermobilität. Das ist schon eine selten ungünstige Kombination, die genau zu diesem Bewegungsmuster führt, das Comet immer schon zeigt.
Jetzt weiß ich auch, was ich all die Jahre falsch gemacht habe: MEHR Training lautet das Zauberwort! Weniger schonen, weniger lösen, mehr Stabilität und Versammlung. Viel bergauf-bergab, viel Input an den Rumpfträger und die für Tragkraft zuständigen Muskelgruppen der Hinterhand.
Ebenso habe ich die Fütterung noch einmal penibel unter die Lupe genommen, den Faktor Leistung genauer berücksichtigt, und seinen ohnehin schon absurd hohen Eiweißbedarf noch höher in die Ration eingerechnet.
 
Dazu der passende Trainingsplan: Viel Dressurarbeit auf immer höherem Level, viel Stangengymnastik, viel Propriozeption, viele km durch den hügeligen Wald, und fast wöchentliches Springtraining. Nie zwei Reittage hintereinander, um dem Rücken die nötige Erholungszeit zu geben.
 
Und siehe da: Das Pony hat gut aufgemuskelt, ist fit, und 100% leistungsbereit. Comet hat richtig Bock. Das abwechslungsreiche und intensive Programm tut ihm gut. Er darf Woche für Woche etwas neues lernen, und steht erwartungsvoll am Zaun, wenn ich in den Stall komme.
 
Ich muss die magische Transformation vom (vermeintlichen) Arthrosepony zum leistungsfähigen Sportpony zwar noch realisieren, aber wir haben gerade eine richtig coole Zeit zusammen! Wie schön, das einfach so annehmen und genießen zu dürfen! Ich will es ja nicht verschreien, aber vielleicht schaffen wir 2022 ein Jahr ohne Kastastrophen