Risiken der Stärkefütterung

Pferde mit erhöhtem Energiebedarf, wie zum Beispiel Sportpferde oder Vollblutpferde, benötigen fallweise Kraftfutter, um der Belastung standzuhalten, und den Ernährungszustand zu halten. Dabei wird häufig zu Futtermitteln mit hohem Stärkeanteil gegriffen. Hafer, Gerste, Mais oder Reiskleie sind mitunter die am häufigsten eingesetzten Kraftfutter.

Da Pferde ihre Energie physiologisch am besten aus Rohfaser ziehen, stellen große Getreide- bzw. Stärkeanteile in der Ration ein enormes gesundheitliches Risiko dar. Magengeschwüre, Dysbiosen/Fehlgährungen im Darm, oder gar Hufrehe sind häufige Folgen. Die absolute Obergrenze von 2g Stärke pro kg Körpermasse (aufgeteilt auf mehrere Mahlzeiten!) wird insbesondere im Leistungsbereich häufig überschritten.

Was aber tun, wenn das Sportpferd den Energiebedarf nicht aus dem Heu decken kann?

Energiegehalt in der Ration erhöhen

An erster Stelle sollte dennoch die Optimierung des Raufutters stehen. Hat das Pferd ausreichend Heu zur Verfügung, um seine natürliche Appetitgrenze ohne lange Fresspausen erreichen zu können? Ist es möglich, energiereicheres Heu zu füttern? Diese Faktoren können durchaus mit dem Heulieferanten besprochen, oder bei der eigenen Heuernte berücksichtigt werden. In einer Studie [1] konnten sogar Rennpferde im vollen Trainings- und Wettkampfeinsatz mit einer reinen Raufutterration ernährt werden. Es wurde lediglich darauf geachtet, sehr energiereiches Raufutter zur Verfügung zu stellen. In der Studie wurden keine negativen Effekte der Fütterung auf Leistung, Muskelmasse und Gesundheit festgestellt.

Rübenschnitzel als Energiequelle

Ist dennoch eine zusätzliche Energiequelle nötig, so bieten Zuckerrübenschnitzel eine gute Möglichkeit, um den Stärkeanteil in der Ration weiterhin gering zu halten. Diese sind sind stärke- und eiweißarm, beinhalten jedoch viel hochverdauliche Zellulose bzw. Rohfaser sowie Pektin. Je nach Hersteller ersetzen 1 kg Rübenschnitzel in etwa 1 kg Hafer im Energiegehalt. Dadurch sind Rübenschnitzel gut geeignet, um dünne Pferde aufzufüttern, sowie um Sportpferde im Gewicht stabil zu halten. Besonders gut lassen sich Rübenschnitzel mit Weizenkleie kombinieren, für eine hochverdauliche Ergänzung zum Heu.

In einer Studie [2] wurde einer Gruppe von Pferden ein Teil des Kraftfutters durch Rübenschnitzel ersetzt, während die andere Gruppe weiterhin ausschließlich Gerste als Kraftfutter erhielt. Die Gruppe, die mit Rübenschnitzel und weniger Stärke gefüttert wurde, entwickelte eine gesündere Darmflora, und zeigte höhere Gehalte gesunder Fettsäuren im Dickdarm, die dem Pferd als primäre Energiequelle dienen.

Unbedingt unmelassiert?

Häufig werden Rübenschnitzel vom Hersteller als “unmelassiert” angepriesen. So wird der Eindruck erweckt, das Produkt wäre besonders gesund. Achtung: “unmelassiert” bedeutet lediglich, dass kein zusätzlicher Zucker (in Form von Melasse) dem Produkt zugeführt wurde! Die Zuckerrübe selbst beinhaltet jedoch, wie der Name schon sagt, bereits von Natur aus einen gewissen Zuckeranteil. Dieser ist sorten- und ernteabhängig, und extrem variabel. Der natürliche Zuckergehalt kann in etwa zwischen 5 und 20% liegen. Somit ist nicht sichergestellt, dass unmelassierte Rübenschnitzel in Summe automatisch einen geringeren Zuckergehalt haben, als melassierte! Im Gegenteil: unabhängige Messungen haben gezeigt, dass nicht nur das gleiche Produkt eines Herstellers in verschiedenen Chargen bereits enorm im Zuckergehalt schwankt. Sondern als “unmelassiert” beworbene Produkte zeigten oft einen deutlich höheren Zuckergehalt, als andere Produkte.

Literatur:

[1] Ringmark S., Revold T., Jansson A. (2017) Effects of training distance on feed intake, growth, body condition and muscle glycogen content in young Standardbred horses fed a forage-only diet. Animal 2017 Oct;11(10):1718-1726

[2] Grimm P., Julliand V., Julliand S. (2021) Partial substitution of cereals with sugar beet pulp and hindgut health in horses. Journal of Equine Veterinary Science 100

Submit Your Comment